Habakkuk 1

Text: Habakuk 1,1 Der Prophet Habakuk Einleitung Der Prophet Habakuk folgt der Ordnung, Zeit und Inhalt nach auf den Nahum, hat auch mit Selbigem meist einerlei Absicht. Nahum nämlich hatte es mit Ninive und den Assyrien zu tun gehabt, die Israel zu Boden schlugen, und ein Gleiches an Juda und Jerusalem verüben wollten; aber zu den Zeiten Hiskias von der gewaltigen Hand GOttes gedemütiget, und bald darauf gar vertilget worden sind. Dieser göttlichen Hilfe und Errettung aus der Hand der Assyrer konnten die Gläubigen und Stillen im Lande nicht lange froh sein, sondern da unter dem Sohn und Nachfolger Hiskias, dem König Manasse, das Verderben so gewaltig einriß, so kamen sie darüber aufs Neue ins Gedränge, und um Solche Zeit und in solcher Not mag Habakuk den in seiner Weissagung beschriebenen Glaubenskampf gehabt, und GOttes Geduld= und Trost=Wort so auszusprechen bekommen haben. In der Weissagung ist eine beständige Abwechslung zwischen der Rede des Propheten mit seinem GOtt, und zwischen der Antwort GOttes ans Herz dieses Seines Knechtes. sieht hieraus, wie neben dem Außerordentlichen, das bei der Offenbarung war, aus welcher die heiligen Männer GOttes, getrieben von dem Heiligen Geist, geredet haben, doch auch Vieles von dem gewöhnlichen Glaubensübungen hineingeflossen ist; z. E. der bekümmernde Anblick ihrer Zeiten die Anfechtung über die Verheißung und deren Erfüllung das Beten um das Reich GOttes, das Seufzen über die Greuel, so damals geschahen; und darnach hat sich dann auch das Wort des HErrn, so ihnen und Andern zum Trost gegeben ward, gerichtet. Habakuk 1 Einleitung Darin wechselt auch des Propheten beweglich vor, GOtt gebrachte Klage, mit der darauf erhaltenen göttlichen Antwort ab, die aber dem Propheten eine Veranlassung gibt, sein bekümmertes Herz weiter vor GOtt auszuschütten. Dies obschwebende Gericht, das Habakuk gesehen, hat ihm zwar Schmerzliche Empfindung und einen ernstlichen Glaubenskampf verursacht, aber er hat dabei auch die Wahrheit jenes Worts zu genießen gehabt: der Witzige siehet das Unglück, und verbirgt sich: die Albernen gehen durchhin, und werden beschädiget. Text: Habakuk 1,1 Text: Habakuk 1,2-4 Nun bringt der Prophet seine Klage vor den HErrn über das eingerissene Verderben. und was er darunter zu leiden habe. O GOtt, in welche Zeiten hast Du uns kommen lassen? Was müssen wir sehen und erleben? Wo ist die Erhörung so vielen Gebets, das um Deine göttliche Hülfe schon längst aufgestiegen ist? Das sind auch Fußstapfen des Glaubens, in die wir zu treten öfters gedrungen werden. Text: Habakuk 1,5-11 Nun kommt eine göttliche Antwort, dadurch wenigstens die Sicherheit und der Trotz der damaligen Ungläubigen gebrochen, und GOttes Richteramt auf Erden behauptet wird. Wie sich dergleichen Vorstellungen zu allen Zeiten, gegen jede Macht des Unglaubens brauchen lassen, davon siehe Ac 13:41 . Es ist gar eine gemeine Ausflucht des Unglaubens, daß er so am Anblick des Gegenwärtigen bleibt, und meinet, wenn es sich zur Erfüllung der göttliches Verheißungen oder Drohungen im Äußerlichen so gar nicht anlasse, So Sei auch nicht darauf zu achten. Aber GOtt kann Schnell, noch zu unsern Zeiten etwas erwecken, das einem nicht glaublich vorkommt. Text: Habakuk 1,12-17 Weil aber des Propheten Absicht nicht eigentlich war, Gerichte über die Gottlosen seiner Zeit herzuziehen, sondern vielmehr Hülfe für das kleine Häuflein der Gläubigen, so gibt ihm diese göttliche Antwort neuen Anlaß vor GOtt zu beten, daß Er ihm doch das Unbegreifliche an Seinen Gerichten und Wegen aufschließen, und doch unter Allem Seines Bundes eingedenk bleiben wolle. Die Ärgernisse, so unser fleischlicher Sinn an der Langmut GOttes nimmt, der Kampf, den uns der Gottlosen Glück verursacht, sind oft schon für unsere eigene Person beschwerlich genug; aber wenn man noch als ein Knecht GOttes ein ganzes Volk zu stillen, und gegen das Fallen in Unglauben zu verwahren und zu enthalten hat, So treibt es einen noch vielmehr in die Not, und in derselbigen zu solchem Schreien, daß doch GOtt Seine über der Menschen Wegen waltende Vorsicht nicht verdunkelt werden lassen, und der Gottlosen Mutwillen nicht steifen wolle.
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